Trainees – die besseren Praktikanten? Wo liegen die Unterschiede?

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Du hast studiert und bist nun auf der Suche nach einem passenden Berufseinstieg, um deinen Karrierezielen ein Stück näher zu kommen? Gerade in der heutigen Zeit ist es sehr schwierig mit dem blanken Hochschulabschluss überhaupt einen ansprechenden Posten zu besetzen, da die Personaler nicht nur auf Noten und schulischen Werdegang, sondern auch sehr viel Wert auf die praktische Vorerfahrung legen. Fraglich ist nur, woher man diese praktische Erfahrung nehmen soll. Es bietet sich an, während des Studiums beispielsweise als Werksstudent zu jobben, wobei man dabei durchaus in die zeitliche Nöte kommen kann, da sich viele erst einmal voll und ganz auf ihr Studium konzentrieren möchten. Der einfachste Weg, den auch die meisten Studenten gehen, sind Praktika, die das Ziel der Ausbildung unterstützen sollen und einen Einstieg ins Berufsleben ermöglichen. Praktika haben allerdings, wie man offen und ehrlich zugeben muss, nicht den allerbesten Ruf und werden als „moderne Form der Ausbeutung“ bezeichnet. Doch was ist dran an dem Mythos, der sich um die Praktika rankt? Wie sinnvoll sind sie und sollte man, allein schon aufgrund von Bezahlung und Dauer doch lieber zu einem vollwertigen Trainee-Programm eines Unternehmens greifen? Wir zeigen euch, wo die Unterschiede dieser beiden praxisbezogenen Lehrprogramme liegen und welche Vorteile beide Optionen mit sich bringen.

Das Praktikum

Praktikanten befinden sich in einem Lehrverhältnis, nicht aber in einem direkten Arbeitsverhältnis. Im Gegensatz zu einem richtigen Lehrlingsverhältnis sind Praktika nicht gesetzlich geregelt. Ihre Inhalte sind demzufolge nicht festgelegt wie in den Ausbildungen. Wer jetzt denkt: „Ja, genau, deshalb werden Praktikanten auch überwiegend zum Kaffeekochen, Briefe abschicken und Putzen eingesetzt!“, der liegt falsch, denn der konkrete Inhalt ist zwar nicht bestimmt aber es ist festgelegt, dass der Praktikant Arbeiten, die nicht dem Ausbildungszweck dienen, nur in einem vernachlässigendem Ausmaß verrichten darf. Einmal Kaffekochen am Tag ist also sicherlich legitim aber das Unternehmen soll und darf den Praktikanten nicht als billige Sekretärin oder als Hausmeister einsetzen, wenn diese eigentlich Einblicke in den Job des Tourismusmanagers oder des Sales-Mitarbeiters in der Verkaufsabteilung der Hotellerie sammeln möchten. Grundsätzlich gilt also: der Ausbildungscharakter muss im Praktikum gewahrt werden. Zum unterstellten Ausbeutungscharakter des Praktikums: einen gesetzlich geregelten Anspruch auf Vergütung gibt es nicht, es sei denn es handelt sich eigentlich um ein Arbeitsverhältnis, welches als Praktikum getarnt ist, dem aber der grundlegende Lehrcharakter abhanden gekommen ist. In solche Fällen könnte man das Gehalt sogar einklagen- in einem ganz normalen Praktikum hingegen hat man keinen Anspruch auf Vergütung. Im Regelfall erhält man von den Unternehmen aber einen kleinen Betrag, welcher zwischen 300 und 500€ liegt, wobei auch das kein MUSS ist. Man muss bedenken, dass das Praktikum den Zweck erfüllen soll, dass man Einblick in seinen angestrebten Beruf bekommt und etwas dazu lernt. Man „arbeitet“ in diesem Sinne nicht für das Unternehmen sondern verrichtet kleinere Arbeiten mit der Fokussierung auf sie Ausbildungsförderung. Daher ist es nachvollziehbar, dass man keine Bezahlung wie ein normaler Angestellter bezieht. Die Dauer des Praktikums schwankt zwischen drei und sechs Monaten. Meist übersteigt es dies auch nicht, da man der Auffassung ist, dass der Lerneffekt in einer höheren Zeitspanne absinkt. Außerdem stehen einem Vollzeitpraktikanten mindestens zwei Urlaubstage im Monat zu. Hier ist aber Vorsicht geboten. Wer ein Pflichtpraktikum innerhalb seines Studiums absolvieren muss, der hat eben keinen Anspruch auf besagte Freizeit, denn dann wird das Praktikum als obligatorischer Bestandteil des Studiums betrachtet.

Zu beachten ist in jedem Fall, dass man sich nicht unter Wert verkauft- wer genug Erfahrung und entsprechende Leistungen mitbringt, der sollte sich durchaus Grenzen stecken und auch entsprechende Anforderungen an sein Praktikum stellen. Auch sind Praktika keine Trophäensammlung, bei welcher gilt, je mehr, desto besser sieht der Lebenslauf aus, sondern sie sollen die Möglichkeit schaffen, dass man praxisrelevante Erfahrung mit in den späteren Job bringt und auch alle positiven und negativen Aspekte der Branche kennenlernt. Gerade in der Hotellerie und Gastronomie ist es wichtig, dass man sich frühzeitig ein Bild über das machen kann, was auf einen zu kommt. Zwei bis drei geschickt gewählte Praktika machen sich im Lebenslauf deutlich besser als sechs oder sieben völlig willkürlich Ausgewählte. Praktika sind außerdem schwierig zu beurteilen, sobald man schon einen Hochschulabschluss erworben hat und diese Möglichkeit wählt um die Zeit, in der man keine feste Stelle findet zu überbrücken. Wolfgang Köhler, der als Berufsberater für akademische Berufe bei der Agentur für Arbeit tätig ist, rät, dass man sich stets bewusst sein sollte, was man Wert ist und in solchen Situationen lieber über jobben oder Zeitarbeit nachdenken sollte.

Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass Praktika immer eine richtige und wichtige Option darstellen um seinen späteren Traumjob kennen zu lernen und auch die Branche und ihre Vor- und Nachteile auszukundschaften. Zudem ist es sinnvoll auf Praktika zurück zu greifen, die zumindest marginal vergütet sind- gerade dann, wenn man beispielsweise während des Studiums auf eine finanzielle Grundlage angewiesen ist. Außerdem ist es wichtig, dass man in dem Praktikum auch tatsächlich etwas lernt und nicht als günstige Arbeitskraft Dinge verrichten muss, die mit der Ausbildung und dem beruflichen Ziel nichts zu tun haben. Hier sollte man auf sein Recht bestehen und Arbeit einfordern, denn nur auf diesem Wege erscheint ein Praktikum wirklich sinnvoll. Notwendig sind sie in der heutigen Zeit aber alle Mal.

Der Trainee

Trainee-Programme haben einen deutlich besseren Ruf als Praktika und werden in der heutigen Zeit häufig als Türöffner zu den großen Chancen bewertet. Allerdings ist hier das Problem, dass ein erbitterter Kampf um die gut bezahlten Trainee-Programme herrscht. Mittlerweile erfordern viele Unternehmen, dass auch die Trainees über praktische Vorerfahrung in Form von Praktika verfügen, damit sie ihre Vorkenntnisse bereits in dem Trainee gewinnbringend einsetzen können. Das Praktikum kann man im Grunde als Basis bewerten, denn ohne sie kommt man in der heutigen Zeit, in der der Bewerbermarkt derartig übersättigt ist, nicht mehr weit. Trainees unterscheiden sich zunächst einmal in der Dauer deutlich von einem Praktikum. Während Praktika in der Regel nicht länger dauern als sechs Monate bringen es die Trainees bereits auf eine stolze Dauer von 12 bis 24 Monaten. Dies wird als Ausbildungsprozess bewertet, in welchem man sich mit dem Job, dem Unternehmen und den dazugehörigen Abteilungen vertraut macht. Außerdem wird man nicht nur betriebsintern ausgebildet, sondern meistens gehören auch diverse Seminare und Weiterbildungskurse mit zum Trainee-Programm. Die Programme sind in der heutigen Zeit meist flexibel, individuell auf die Person abgestimmt und richten sich genau auf die Zielposition, die dadurch erreicht werden soll. Das allgemeine Ziel ist, dem Trainee das zu vermitteln, wozu die Hochschule im Regelfall nicht imstande gewesen ist. Dazu gehören beispielsweise unternehmensinterne Abläufe, Teamarbeit oder auch korrektes Projektmanagement. Am Ende des Programms ist der Trainee nicht mehr nur ein Absolvent, der überall einmal hinein schnuppert, sondern kann sein Fachwissen gekonnt einbringen und die Zusammenhänge überblicken. Die Zielsetzung unterscheidet sich somit wesentlich von der eines Praktikums, denn dabei geht es ja primär darum die Branche und allgemein den Job und die berufliche Ausrichtung kennen zu lernen. Auch die Bezahlung der Trainee-Programme variiert zu der eines Praktikums, da sich die Trainees auch überwiegend an Absolventen richten und diese werden natürlich höher bezahlt als Praktikanten, die mitten in der Ausbildung stecken. Durchschnittlich verdienen Trainees in großen Konzernen zwischen 30 000 oder sogar 50 000 Euro brutto im Jahr. Allerdings variieren auch hier die Gehälter sehr stark, je nach Art der Einrichtung. Mittelständische, familiäre Hotels werden sicherlich geringer vergüten als multinationale Hotelketten. Auch richten sich die Löhne nach dem Abschluss, der Branche in der man tätig sein möchte und auch noch nach Randfaktoren, wie dem Bundesland und der Position.

Trainee-Programme sind zusammenfassend ganz anders gelagert als Praktika. Sie dauern zum einen länger, werden besser bezahlt und sind spezifischer auf den angestrebten Posten ausgelegt. Es ist zwar nicht einfach einen Platz zu bekommen aber die Mühen lohnen sich. Wer im Studium bereits in der Branche aktiv gewesen ist, eventuell Auslandspraktika vorweisen kann und vielleicht andere Zusatzqualifikationen mitbringen kann, der hat relativ gute Chancen einen entsprechenden Platz zu ergattern. Kein anderes Programm kümmert sich so intensiv um die Absolventen und bereitet sie somit ideal auf den richtigen Berufseinstieg vor.

Das Resümee

Abschließend kann man also sagen, dass ein Praktikum deutlich allgemeiner und oberflächlicher gelagert ist als ein richtiges Trainee-Programm. Dies zeigt allein schon die stark variierende Dauer der beiden berufsvorbereitenden Optionen. Im Praktikum soll man zunächst einen groben Einblick in die Branche erhalten und einen Eindruck vom Beruf bekommen. Auch das Gehalt fällt sehr schmal aus, da man noch in der Lehrzeit steckt und dem Unternehmen nicht als vollwertiger Mitarbeiter unter die Arme greifen kann. Das Trainee-Programm hingegen ist eine mehr als sinnvolle Möglichkeit um sich ideal auf seine Karriere vorzubereiten, das Unternehmen kennenzulernen und zum Spezialisten auf dem Gebiet zu werden. Dementsprechend sind die Trainees auch viel spezifischer gelagert und der oberflächliche, generalisierende Charakter des Praktikums ist aufgehoben. Da sich Trainees an Absolventen richten, werden sie natürlich auch deutlich besser vergütet, wobei dies selbstverständlich vom Unternehmen, der Branche und anderen Faktoren abhängt.

Praktika sind aber meist unerlässlich. Sie werden als notwendige Vorbereitung auf den beruflichen Alltag gesehen und können auch für dich weitreichende Möglichkeiten eröffnen. Nicht selten werden Praktikanten auch übernommen und bekommen somit direkt eine Vollzeitstelle angeboten.

Habt ihr schon ein Trainee-Programm absolviert? Wie waren eure Eindrücke? Was haltet ihr von Praktika- findet ihr sie sinnvoll oder denkt ihr eher, es sei Ausbeutung und man lerne kaum etwas? Ansonsten findet ihr zahlreiche Praktika und Trainee-Stellen in unserer Stellenbörse. Wir drücken euch die Daumen für euren weiteren beruflichen Werdegang.

Gastbeitrag von: Sarah Amadio

Sarah Amadio ist Studentin der Germanistik und Philosophie an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Seit April 2013 unterstützt sie unser Team tatkräftig im Bereich Online-Marketing.

 

 

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Verfolgen Lisa N.:

Nach einem Masterstudium an der Universität Hamburg, habe ich erfolgreich ein Volontariat in einer PR-Agentur absolviert. Bei der YOURCAREERGROUP bin ich seit November 2014 für das B2C Marketing und den Pressebereich zuständig. Weitere Informationen zu mir gibt es auf XING.